Probejahr am Gymnasium: Hart und nicht fair

Unsere ehemalige Neuköllner Bezirskverordnete Mahi Christians-Roshanai kritisiert die Umsteiger*innenklassen am Gymnasium in unserer Bezirkszeitung als kontraproduktiv und hat Vorschläge, wie es besser laufen könnte.

Es ist eine gute Nachricht: Waren es im Schuljahr 2014/15 noch 68 Neuköllner Schüler*innen, die das Probejahr am Gymnasium nicht bestanden haben, sind es im Schuljahr 2015/16 nur noch 43 Schüler*innen. Weitere zwanzig werden eine Nachprüfung absolvieren. Die Chancen stehen gut. Kontraproduktiv sind die "Umsteiger*innenklassen" dennoch, in denen die Schüler*innen dann die achte Klasse einer Sekundarschule besuchen. Auch Pädagog*innen kritisieren diesen Umstand, denn das Selbstwertgefühl der Schüler*innen sei angeschlagen und Extraklassen hätten etwas Ausgrenzendes.

Ungleiche Ausgangslagen

Aufgrund der unterschiedlichen Lernausgangslagen an den Grundschulen ist die Förderprognose in der sechsten Klasse nicht verlässlich und sorgt bei den ersten Noten für Überraschungen. Positiv wie negativ. Eltern haben ihre Gründe, weshalb sie ihre Schützlinge trotz der höheren Anforderungen auf dem Gymnasium anmelden. Der hohe Unterrichtsausfall an vielen Sekundarschulen, Lehrer*innenmangel oder die niedrige Bestehquote des Mittleren Schulabschlusses bestärken sie, das Gymnasium zu bevorzugen, denn besonders beliebte, gut ausgestattete Sekundarschulen sind übergefragt. Eltern wie Kinder nehmen daher eine Klassenfrequenz von 30 Schüler*innen und den höheren Leistungs- und Leidensdruck in Kauf.

Härtere Bedingungen für Sekundarschüler*innen

Möchten Sekundarschüler*innen die gymnasiale Oberstufe besuchen, so müssen sie nicht nur die MSA-Prüfung bestehen sowie E-Kurse besucht haben – erlaubt ist höchstens ein Notenschnitt von 3,0 der zehnten Klasse. Nur dann kann die allgemeine Hochschulreife erworben werden. Der Gymnasiast muss die MSA-Prüfungen bestehen und darf nicht versetzungsgefährdet sein. Dies bedeutet aber auch, dass der Zeugnisdurchschnitt durchaus schlechter als 3,0 sein darf, um in die Kursphase zu kommen.

Jede*r kann einen Schulabschluss schaffen

In den letzten Jahren haben wir mit allen politischen Mitteln Öffentlichkeit für das Thema geschaffen, denn Umsteiger*innen sind auch ein Symptom ungleicher Lernausgangslagen. Wir haben Vorschläge für konkrete, schnelle Hilfen für die Schüler*innen eingebracht. Ungehört bleibt die Forderung, dass statt über die Bedarfe von Schüler*innen im Probejahr zu diskutieren, mit ihnen diskutiert wird. Im Rahmen der aufgenommenen Schule sollte jede*r Schüler*in zum qualifizierten Schulabschluss geführt werden, denn es ist nicht nur ihre, sondern auch Neuköllns Zukunft.

 

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