Neue Schulstationen für Neukölln beschlossen

Gabi Vonnekold

Während die CDU in Hessen versucht hat, das Thema Jugendkriminalität zu benutzen, um Ängste zu schüren und sich mit der Forderung nach härteren Strafen zu profilieren, hat das Bezirksamt Neukölln beschlossen, trotz Finanznot verstärkt in die Prävention zu investieren. Es stellt 625.000 Euro zur Verfügung, um sieben Schulstationen in Grundschulen einzurichten, die mit dem neuen Schuljahr ihre Arbeit aufnehmen können.

Schulstationen haben sich bereits seit Jahren in einigen Neuköllner Schulen als Mittel bewährt, das soziale Miteinander der Schülerinnen und Schüler und ganz allgemein das Lernklima an der Schule zu verbessern. In Schulstationen arbeitet sozialpädagogisches Personal mit Schülerinnen und Schülern, die Probleme haben oder Probleme machen. Ziel ist es, sie psychisch und sozial zu stabilisieren und wieder für das Lernen zu gewinnen. Sie beraten auch Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und arbeiten eng mit ihnen zusammen, um Schuldistanz und Gewaltbereitschaft zu bekämpfen. Mit diesem Angebot soll der Tendenz entgegengewirkt werden, dass immer mehr Kinder bereits in der Grundschule die Lust am Lernen verlieren, zu Schulschwänzer_innen werden und damit schon früh die Chance auf einen guten Schulabschluss einbüßen.

Diese Maßnahme ist gleichzeitig ein entscheidender Schritt zur Bekämpfung von Jugendkriminalität. Statistiken beweisen eine enge Verbindung zwischen Schuleschwänzen und Kriminalität bei Jugendlichen. Um es klar zu sagen, natürlich wird nicht jeder, der die Schule schwänzt, kriminell, aber die allermeisten jugendlichen Kriminellen waren massive Schulschwänzer_innen. Kinder regelmäßig in der Schule zu halten ist damit ein wichtiger Baustein für den sozialen Frieden einer Gesellschaft. Damit kann man nicht nur Schlimmeres vermeiden, sondern Weichen zum Erfolg stellen. 

Auch schwierige Kinder brauchen zunächst Betreuung und Förderung. Möglichst frühes und möglichst langes Wegsperren, wie es von Roland Koch propagiert wurde, ist keine vernünftige Lösung. Kinder ab 12 bis zu 15 Jahren wegzuschließen führt nur dazu, dass im Anschluss die kriminelle Karriere weitergeht. Das ist nicht nur unsinnig, sondern auch ziemlich teuer, denn ein einziger Haftplatz kostet genauso viel wie eine Schulstation, die die Kinder einer ganzen Schule betreut.

Neukölln investiert deshalb lieber in eine positive Zukunft für seine Kinder. Durch die neuen Schulstationen können künftig doppelt so viele Grundschüler_innen in Neukölln betreut werden wie bisher. Dies ist ein großartiges Ergebnis. Trotzdem reichen die Mittel leider noch nicht aus, um alle Grundschulen zu versorgen, obwohl dies durchaus sinnvoll wäre, denn der Anteil der jungen Menschen, die in Neukölln am Ende die Schule ohne qualifizierten Abschluss verlassen, ist entschieden zu hoch. Leider unterliegt der Bezirk aber einem harten Sparzwang und die Finanzzuweisungen durch den Senat reichen für eine notwendige flächendeckende Versorgung der Neuköllner Schulen nicht aus. Deshalb bleibt es weiter wichtig, dafür zu kämpfen, dass der Senat auch seine Verantwortung für die Zukunft unserer Stadt annimmt und endlich Mittel bereitstellt, um eine gute Bildung für alle Kinder zu ermöglichen. Wir können es uns nicht leisten, immer wieder bedeutende Teile einer Schüler_innengeneration auf dem Weg zum Schulabschluss zu verlieren. Für die Risiken, nicht nur finanzieller Art, die für die Stadt entstehen, wenn eine große Gruppe von Menschen ohne vernünftige Bildung und ohne Zukunftsperspektive bleibt, gibt es beim rot-roten Senat leider noch kein ausreichendes Bewusstsein.

von Gabi Vonnekold, Jugendstadträtin in Neukölln