Reparieren statt Wegwerfen

Mit Kreislaufwirtschaft gegen die Klimakrise. Von Anna Cavazzini

Wer kennt das nicht: Das Smartphone funktioniert noch einwandfrei, aber der Akku gibt nach zwei Jahren auf. Wer dann nur den Akku austauschen will, stellt häufig fest, dass das bei vielen Handymodellen gar nicht geht: Ersatz-Akkus, Werkstätten oder Händler, die Akkus tauschen können, sind Fehlanzeige. Stattdessen muss gleich ein neues Smartphone gekauft werden. Das Ergebnis: Unmengen Elektroschrott, der keiner sein müsste. Wenig verwunderlich also auch, dass Elektroschrott der am schnellsten wachsende Abfallstrom auf der Welt ist. Jedes Jahr entstehen weltweit 50 Millionen Tonnen, das sind durchschnittlich 6 Kilo pro Kopf. Nur ein Bruchteil davon wird ordnungsgemäß gesammelt und recycelt. Der Abbau von Rohstoffen geht oft mit Menschenrechtsverletzungen und Umweltverbrechen einher.

Hier könnten elektronische Geräte bald einfach repariert werden: Ein Handy-Shop in der Karl-Marx-Straße

In dieser Legislaturperiode haben wir in der EU im Rahmen des Green Deal die Weichen umgestellt: Mit dem einheitlichen Ladekabel machen wir Schluss mit dem Kabelsalat in unseren Technikschubladen und sparen gleichzeitig massiv Ressourcen ein. Und fast all unsere Produkte werden Mindestanforderungen an Nachhaltigkeit erfüllen müssen, sodass Schrottprodukte nach und nach vom Binnenmarkt verschwinden. Zu diesen Nachhaltigkeitsstandards gehören auch Reparierbarkeit und Langlebigkeit oder die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Anleitungen. Mit einem Repair-Score wird zukünftig an der Ladentheke sichtbar, dass sich ein paar mehr Euro in der Anschaffung durch eine längere Lebenszeit lohnen. Mit dieser Kombination können wir unser Smartphone länger nutzen, reparieren, weitergeben und kommen weg von der Wegwerfgesellschaft.

Ich freue mich besonders, dass wir mit dem europäischen Recht auf Reparatur dann auch Tüftler*innen und unabhängigen Werkstätten – vom Repair Shop an der Karl-Marx-Straße bis zum ehrenamtlichen Repair Café – sprichwörtlich die Werkzeuge für aktiven Klimaschutz in die Hand geben. Zusammen mit Anreizen, im Rahmen der Garantie ein defektes Produkt reparieren und nicht ersetzen zu lassen, stärken wir Verbraucher*innen, die nachhaltig handeln wollen und die lokale Wirtschaft. Reparieren statt wegwerfen ist gut für unseren Planeten,
 

Anna Cavazzini, Abgeordnete im Europäischen Parlament, arbeitet im Binnenmarktausschuss zu Kreislaufwirtschaft und Verbraucherschutz und streitet für nachhaltige Produktstandards
Dieser Artikel ist Teil des Neuköllner Stachels Nr. 197, Ausgabe II/2024