Wissmannstraße wird zur Lucy-Lameck-Straße

Die Bezirksverordnetenversammlung Neukölln stimmte am 25.11.2020 für die Umbenennung der Wissmannstraße zur Lucy-Lameck-Straße nach einer bedeutenden tansanischen Politikerin und einer der ersten Frauen im tansanischen Regierungskabinett. Damit entspricht die BVV einer langjährigen Forderung von postkolonialen Gruppen und der Grünen Fraktion: Mit dem Straßennamen soll nicht länger an einen Kolonialverbrecher, sondern an eine Frau aus der antikolonialen Bewegung in ihrem Heimatland Tansania erinnert werden.

Jahrelang hat die Grüne Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln für die Umbenennung der Wissmannstraße gekämpft. Denn die Straße in der Nähe des Hermannplatzes ist nach dem Kolonialverbrecher Herrmann von Wissmann benannt, der den Widerstand der Bevölkerung gegen die brutale deutsche Kolonialherrschaft im heutigen Tansania, dem damaligen Deutsch-Ostafrika, brutal niederschlug.

In einem Beteiligungsverfahren wurden zwischen Juni und Juli 2020 Einwohner*innen Neuköllns sowie Neuköllner Initiativen vom Bezirksamt aufgerufen, Namensvorschläge einzureichen. Im September stellte eine 7-köpfige Jury, bestehend aus drei Bürgervertreter*innen, zwei Experten für Neuköllner Geschichte sowie zwei Vertreter*innen postkolonialer Initiativen, drei Namensvorschläge vor: Nduna Mkomanile, Lucy Lameck und Fasia Jansen – drei Schwarze Frauen aus dem antikolonialen und antirassistischen Kontext.

Auf Empfehlung des Ausschusses für Bildung, Schule und Kultur entschied sich die Bezirksverordnetenversammlung Neukölln in der Sitzung am 25.11.2020 nun mit einer Mehrheit der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE für den Namen Lucy Lameck.

In der Begründung der Jury des Beteiligungsverfahrens heißt es: „Lucy Lameck (geboren 1934, gestorben am 21.3.1993) war eine der ersten weiblichen Abgeordneten im tansanischen Parlament und die erste Frau des Landes im Regierungskabinett. In ihrer über 20-jährigen Tätigkeit als Parlamentarierin, u.a. als stellvertretende Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit, initiierte sie maßgebliche Gesetzesvorlagen zur Verbesserung der Position von Frauen in der tansanischen Gesellschaft. Neben Julius Nyerere war sie eine wichtige Unterstützerin der panafrikanischen Idee; 1965 hielt sie ihre berühmte Rede „Africans Are Not Poor“, in der sie Afrikas Zukunftspotentiale heraushob. Sie wurde 1993 mit einem Staatsbegräbnis geehrt. Durch die Ehrung einer bedeutenden tansanischen Frau wie Lucy Lameck würde sich Neukölln zumindest symbolisch an der Wiedergutmachung der Kolonialverbrechen beteiligen.“

Samira Tanana, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, erklärt:

„Die Wissmannstraße wird zukünftig Lucy-Lameck-Straße heißen. Wir freuen uns, dass mit diesem Namen das politische Engagement einer Schwarzen Frau im öffentlichen Raum Neuköllns sichtbar wird. Eine Frau, die sich für tansanische Frauen und ein postkoloniales, demokratisches Tansania stark gemacht und über ihr Land hinaus große Bedeutung erlangt hat.“ 

André Schulze, stellvertretender Fraktionsvorsitzender ergänzt:

„Zu lange hat es gedauert, bis der Name des Kolonialverbrechers aus dem Straßenbild Neuköllns verschwindet. Nach den langjährigen Forderungen von postkolonialen Gruppen und der Grünen Fraktion freuen wir uns, dass der Name des Kolonialverbrechers nun bald der Vergangenheit angehört. Wir danken der Jury, den Anwohner*innen und Vertreter*innen postkolonialer Perspektiven für ihren langjährigen Einsatz für die Umbenennung.“

 

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Jutta Brennauer,
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Bündnis 90 / Die Grünen, BVV-Fraktion Neukölln
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