Vielfalt leben – Teilhabe jetzt! Veranstaltungsreihe für mehr Diversität in Politik und Gesellschaft

Unsere Gesellschaft ist vielfältig – und das ist besonders in Neukölln sichtbar. Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht, Alter, körperliche Fähigkeit, Weltanschauung oder soziale Lage – sie alle bilden ein Netz aus unterschiedlichen Kategorien, welche unsere individuellen und kollektiven Perspektiven und Lebenswege mitformen. An den Orten der gesellschaftlichen Teilhabe ist es jedoch oft wesentlich weniger durchmischt: Diskriminierung, Ausschlussmechanismen und gesellschaftliche Machtverteilung führen dazu, dass vor allem bereits privilegierte Personen Gehör finden. Doch wir sind überzeugt: Wir können nur gemeinsam stark sein, wenn jede Person sich selbstbestimmt entfalten und für ihre Belange einstehen kann.

Damit diese Vielfalt an Lebensrealitäten auch in gleichgestellte politische Teilhabe umschlagen kann, haben Bündnis 90/Die Grünen Neukölln im Herbst 2018 die Veranstaltungsreihe „Vielfalt leben – Teilhabe jetzt!“ zu Gleichberechtigung und Diversität in unserer Partei, sowie politischer und gesellschaftlicher Teilhabe in Neukölln gestartet. Ziel war es, uns mit Euch gemeinsam weiterzubilden, voneinander zu lernen und aufzuzeigen, wie wir für eine plurale Partei und mehr Teilhabe in unserem Bezirk einstehen können.

Chancen für Geschlechtervielfalt entwickeln

Auftakt der Vielfaltsreihe Reihe bildete der Workshop zu Geschlechtervielfalt und Frauen*-Inter-Trans-Quote. Gemeinsam mit Annka Esser und Andrea Rodi von der Grünen Jugend Berlin hinterfragten wir die gesellschaftliche Unterteilung in zwei Geschlechter und ihre Konsequenzen für gesellschaftliche und politische Räume. Dabei setzten wir uns mit Begriffen wie Heteronormativität, Misogynie, Nonbinarität und Trans sowie deren Bedeutung für Geschlechtergerechtigkeit auseinander. Die Diskussion zeigte bestehende Diskriminierungen in einer heteronormativen und patriarchalen Gesellschaft auf und versuchte, erste Lösungswege zu formulieren, die sowohl bestehende Errungenschaften der Frauen*förderung erhält und darüber hinaus aus eine pluralen Perspektive weiterdenkt. Ziel war es Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten zu schaffen, die progressive Perspektive auf Geschlechtergerechtigkeit weiterzuentwickeln und unseren KV als sensibilisierten Raum zu stärken.

Gesellschaftliche Vielfalt und Vielstimmigkeit in der Kommunalpolitik

Fast die Hälfte der Neuköllner*innen hat einen sogenannten "Migrationshintergrund". Die Vielfalt Neuköllns spiegelt sich aber in der Kommunalpolitik nicht wider. Dies hat zur Folge, dass viele der Themen, die einen großen Teil der Bevölkerung betreffen und interessieren, nicht abgebildet und verhandelt werden und dass deren Perspektiven im politischen Diskurs Neuköllns zu wenig Berücksichtigung finden. Mekonnen Mesghena von der Heinrich-Böll-Stiftung hat uns die Studie "Vielfalt sucht Rat" vorgestellt, wonach das Problem der mangelnden politischen Repräsentation bundesweit nachweisbar ist. Die Diskussion ergab, dass die Arbeitsstrukturen der Parteiarbeit geändert werde müssten und dass es unterschiedliche Angebote brauche, um inklusiver zu sein und Menschen mit Migrationsgeschichte, mit deren vielfältigen Lebensrealitäten, für die politische Mitarbeit zu gewinnen.

EU-Gelder zur Förderung von Vielfalt und Gleichstellung in Neukölln

Es steckt viel EU im Kiez! Das zeigten die Referentinnen unseres Seminars "EU-Gelder für Teilhabe und Vielfalt in Neukölln". Viele Projekte in Neukölln erhalten europäische Gelder. Cordula Simon und Miryam Tan vom Bezirksamt Neukölln berichteten über die Mittelverteilung im Bezirk: Die Antragstellung für eine europäische Projektförderung sei besonders für kleine Organisationen schwierig. Auch Astrid Tag vom Quartiersmanagement Körnerpark verwies darauf, dass niedrigschwellige Fördermittel zentral für Teilhabe im Kiez seien. Ina Rosenthal, Fördermittelcoach und frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen Berlin, sah besonderen Handlungsbedarf der Politik, um sicherzustellen, damit auch innovative Projekte Förderung erhalten. Wir in Neukölln fordern: bürgerliches Engagement muss gerade in Zeiten einer gesellschaftlichen Polarisierung niederschwellig und vor Ort gefördert werden!  Die Veranstaltungen setzten wichtige Impulse, um unsere eigenen sowie gesamtgesellschaftlichen Strukturen offener zu gestalten und effektiv für die vielfältige Gesellschaft einzustehen. Wir danken allen Referent*innen und Teilnehmenden für die angeregten Diskussionen.