Drei antirassistische Vorschläge zur Umbenennung der Wissmannstraße

Eine Jury aus Expert*innen und Bürgervertreter*innen präsentierte am Montag, 28.9.2020 drei ausgewählte Vorschläge aus dem Beteiligungsverfahren zur Umbenennung der Wissmannstraße in Neukölln: Drei Women of Color, die gegen koloniale und rassistische Strukturen Widerstand geleistet haben.

Jahrelang hat die Grüne Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln für die Umbenennung der Wissmannstraße gekämpft. Denn die Straße in der Nähe des Hermannplatzes ist nach dem Kolonialverbrecher Herrmann von Wissmann benannt, der den Widerstand gegen die Kolonisatoren im damaligen Deutsch-Ostafrika brutal niederschlug.

Endlich hat das Bezirksamt im Juni 2020 das Beteiligungsverfahren zur Umbenennung gestartet: Einwohner*innen Neuköllns sowie Neuköllner Initiativen waren bis Ende Juli aufgerufen, Namensvorschläge einzureichen. Am Montag, 28.9.2020 stellte eine 7-köpfige Jury, bestehend aus drei Bürgervertreter*innen, zwei Experten für Neuköllner Geschichte sowie zwei Vertreter*innen postkolonialer Initiativen, drei Namensvorschläge vor: Nduna Mkomanile, Lucy Lameck und Fasia Jansen.

Dabei ist Nduna Mkomanile nicht nur der favorisierte Vorschlag der Jury, sondern war mit 77 von insgesamt 429 Namenseinreichungen auch der häufigste Vorschlag aus der Neuköllner Zivilgesellschaft. Mkomanile war eine Widerstandskämpferin, die sich 1905 dem Maji-Maji-Aufstand im heutigen Tansania angeschlossen hatte, um sich gegen die deutschen Kolonisatoren zur Wehr zu setzen. 1906 wurde sie von den Deutschen hingerichtet.

Alternativ könnte die Wissmannstraße nach Lucy Lameck benannt werden, die sich als erste Frau im tansanischen Regierungskabinett und als stellvertretende Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit für die Position von Frauen in Tansania stark machte.

Bei dem dritten Vorschlag handelt es sich um Fasia Jansen, eine afrodeutsche politische Liedermacherin und Friedensaktivistin, die von den Nazis zur Zwangsarbeit im KZ Neuengamme gezwungen wurde und 1991 das Bundesverdienstkreuz erhielt.

Samira Tanana, stellvertretende Fraktionsvorsitzende erklärt:

„Der Name des Kolonialverbrechers Wissmann wird durch eine Woman of Color aus dem antikolonialen und antirassistischen Kontext ersetzt. So geht kritische Aufarbeitung von Kolonialismus und Erinnerungskultur im öffentlichen Raum. Wir freuen uns über die hohe Beteiligung am Vorschlagsverfahren und danken der Jury, insbesondere den Anwohner*innen und Vertreter*innen postkolonialer Perspektiven, für ihre Arbeit.“

André Schulze, stellvertretender Fraktionsvorsitzender ergänzt:

„Die Auswahl der Namensvorschläge ist ein wichtiger Schritt zur Umbenennung der Wissmannstraße, die eine langjährige Forderung von postkolonialen Gruppen und der Grünen Fraktion darstellt. Für uns stand von Anfang an fest: Die Straße muss an antikoloniale und antirassistische Kämpfe erinnern und durch ihren Namen eine Akteurin des Widerstands würdigen.“

Die Grüne Fraktion wird die Vorschläge der Jury in den kommenden Wochen intensiv und gemeinsam mit der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln diskutieren, um noch vor Ende des Jahres die Umbenennung der Wissmannstraße in der BVV beschließen zu können.

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Jutta Brennauer
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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