Es geht voran...

Gabi Vonnekold

Etappensieg für die Berliner Jugendämter im Kampf um ausreichendes Personal

Nach langem zähen Ringen ist es gelungen, eine Vereinbarung mit der Senatsverwaltung zu erzielen, die den Jugendämtern einen begrenzten Einstellungskorridor eröffnet, um Sozialarbeiter_innen für den Kinderschutz einzustellen. Damit kann gesichert werden, dass freie und jetzt schon bekannte freiwerdende Stellen nachbesetzt werden können. Die sich bisher immer schneller drehende Abwärtsspirale in den Sozialarbeiterteams kann damit zungächst gestoppt werden.

Bisher konnte immer häufiger für ausscheidende Kolleginnen und Kollegen kein Ersatz geschaffen werden, da kein ausreichend qualifiziertes Personal im Stellenpool des öffentlichen Dienstes vorhanden war und Außeneinstellungen kaum genehmigt wurden. So wurden die Teams trotz steigender Aufgaben durch die stetig steigende Zahl von Kindern, Jugendlichen und Familien, die dringend Hilfe und Unterstützung brauchen, immer kleiner. Damit war klar, dass rechtzeitige Beratung und frühzeitiges Eingreifen kaum noch zu leisten waren, sondern die vorhandenen knappen Kapazitäten in erster Linie eingesetzt werden mussten, um den gravierendsten Fällen nachzugehen.

Die jetzt erreichte Regelung sieht vor, dass die Bezirke 58 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Stellenpool übernehmen müssen und danach in 2008 und 2009 für die Besetzung freier Stellen in den regionalen Sozialen Diensten 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von außen einstellen dürfen.

Dadurch wird die Personalausstattung der Aufgabenfülle zwar immer noch nicht wirklich gerecht, aber in den Jugendämtern muss immerhin nicht mehr befürchtet werden, dass in nächster Zeit "der Letzte das Licht ausmacht".

Erreicht werden konnte die Vereinbarung durch die Einigkeit aller Bezirke, die dem Senat gegenüber mit einer Stimme auftraten und für ihr Anliegen eine breite öffentliche Unterstützung organisieren konnten. Diese Einigkeit muss weiter bestehen bleiben, wenn es darum geht, nicht nur die Sicherung des Status quo, sondern echte Verbesserungen für die Ausstattung der Jugendämter zu erreichen, die sie in die Lage versetzen, ihre Pflichten zum Schutz und zur Förderung aller Kinder und Jugendlichen auch wirklich zu erfüllen.

Senat und Abgeordnetenhaus definieren ständig neue Aufgaben und Qualitätsstandards in der Kinder-, Jugend- und Familienarbeit, die auch von den Bezirken als sinnvoll und notwendig begrüßt werden. Gleichzeitig steigt jedoch die Zahl der Familien, die nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder ohne Beratung und Unterstützung gut zu erziehen und aufwachsen zu lassen. Überforderung von Eltern, Gewalt in Familien und Vernachlässigung von Kindern werden in immer größerer Zahl und krasserer Form bekannt. Eine steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen wird immer früher und massiver gewalttätig und kriminell.

Um all diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, benötigen die Jugendämter dringend einen deutlichen Personalzuwachs. Denn wenn Berlin seine Zukunft nicht verspielen will, darf kein Kind verloren gehen. Dies trotz der knappen Berliner Kassen durchzusetzen, wird noch ein langer mühsamer Weg sein, der alle Kraft und vor allem die Einigkeit der Bezirke erfordern wird.

Aber wenn der Weg auch beschwerlich ist, ist es gut, eine Etappe erreicht zu haben. Dies ist gelungen und macht Mut für die Zukunft. Es geht voran...

von Jugendstadträtin Gabi Vonnekold