Termin: 19:00 Uhr

Bericht vom Kiezgespräch "Roma in Neukölln"

„Wir brauchen eine Hilfe, um hier anzukommen ...“

Am Donnerstag, den 25. August 2011 fand wieder eines unserer Kiezgespräche statt, diesmal zum Thema "Roma in Neukölln". Veranstaltungsort war das <link http: www.rromaakt.de _blank>Rroma Aether Klub Theater in der Boddinstr. 5, auf dem Podium saßen Eduard George Caladararu, Mitarbeiter des Vereins <link http: www.amarodrom.de _blank>Amaro Drom e.V., Slavisa Markovic vom <link http: www.rromaakt.de _blank>Rroma Aether Klub Theater sowie Bernd Szczepanski, der <link http: www.gruene-neukoelln.de wahlen-2011 kandidat-innen-fuer-den-bezirk bernd-szczepanski.html _blank>BVV-Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Neukölln und Gabriele Vonnekold, die Neuköllner <link http: www.gruene-neukoelln.de wahlen-2011 kandidat-innen-fuer-den-bezirk gabi-vonnekold.html _blank>Jugendstadträtin, die Moderation hatte Susanna Kahlefeld, Grüne <link http: www.gruene-neukoelln.de wahlen-2011 direktkandidat-innen dr-susanna-kahlefeld.html _blank>Direktkandidatin im Wahlkreis 2.

Beginnen wir gleich mit dem Schlusswort der Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold:

„Wir müssen mehr in integrative Maßnahmen investieren, wenn die Menschen gerade hier angekommen sind - dann kommen sie schnell hier alleine zurecht, finden ihren Weg und haben die Chance erfolgreich zu sein. In dem ganzen Bereich der Integrationsförderung ist viel Geld unterwegs, das besser in konkrete Projekte gesteckt werden sollte als in Konferenzen und Hochglanzbroschüren.“

Vorausgegangen war eine sehr sachliche und informative Diskussion mit Eduard George Caldararu von Amaro Drom e.V., einem Verein, der Roma bei ihren vielen Problemen hilft, die sie in Berlin haben: Sprachschwierigkeiten, bei der Wohnungssuche, bei der Jobsuche oder mit dem Jobcenter, in der Schule... Der Verein leistet diese umfängliche Arbeit mit einigen bezahlen und vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen sowie einem hohen Maß an Idealismus.

Bernd Szczepanski erzählte von der Arbeit des Nachbarschaftsheims Neukölln: Dort besuchen viele Roma-Kinder die Kita und entwickeln sich, wenn die Sprachbarrieren überwunden sind, wunderbar, es gibt Streetwork für die Größeren und viele Kontakte zu den Familien. In diesem Jahr stand  die „Woche der Vielfalt“ des Nachbarschaftsheims unter dem Thema „Roma“.

Slavisa Markovic betreibt mit seinem Bruder das Rroma Aether Klub Theater, das sich zu einem Treffpunkt nicht nur für Roma aus verschiedenen Ländern, sondern auch für Künstler_innen aus anderen Ländern entwickelt hat. Ihr Ziel ist der Erhalt einer künstlerisch-kulturellen Institution, die die Identität der Roma stärken soll. Zugleich ist das Theater in Neukölln gut vernetzt und mit anderen Einrichtungen gemeinsam aktiv.

Gabi Vonnekold berichtete, dass die Zusammenarbeit mit Amaro Drom für das Jugendamt eine große Hilfe sei: wegen der bestehenden Sprachbarrieren, aber auch, weil es bei vielen Roma eine große Skepsis gegenüber staatlichen Stellen gibt aufgrund schlechter Erfahrungen in den Herkunftsländern; daher sind Bündnispartner wie Amaro Drom so wichtig, damit das Jugendamt einen guten Kontakt zu den einzelnen Familien aufbauen kann. Man bräuchte noch viel mehr Förderklassen und Sprachkurse; die Sommerschule für Roma in Neukölln ist eine gute Idee, aber leider erreicht sie nur 40 Kinder.

Auf die Frage aus dem Publikum, ob es Programme gebe, die dazu beitragen, latenten Rassismus unter Lehrer_innen abzubauen, antwortete  Eduard George Caldararu: Rassismus ist leider in Schule und Gesellschaft weit verbreitet und die Roma sind davon stark betroffen - auch oft von Lehrer_innen. Amaro Drom arbeitet nicht viel in Schulen, erlebt aber z.B. oft Rassismus bei Jobcentern. Auch in den Medien sieht er einen starken Antiziganismus.

Slavisa Markovic ergänzte dazu, dass es in Mitte ein Projekt zur Schulung von Roma-Schulmediator_innen gab, die auch mit den Lehrer_innen zusammenarbeiteten, aber dafür brauche es die Bereitschaft von beiden Seiten.

Gabi Vonnekold kritisierte, dass man sich in Neukölln bei solchen Projekten bisher zunächst auf zahlenmäßig stärkere Bevölkerungsgruppen konzentriert habe. Notwendig sei eine größere Offenheit gegenüber den zahlenmäßig kleineren Kulturen bzw. Ethnien. Nur im Jugendamt gibt es bisher regelmäßig interkulturelle Trainings.

Bernd Szczepanski sieht keine gezielte Beschäftigung mit dem Thema ,interkulturelle Kompetenz‘ in Schulen und der öffentlichen Verwaltung; dies liegt zwar auch am allgemeinen Personalmangel, teilweise aber ebenso an fehlender Bereitschaft. Er fordert daher, dass es dafür an jeder Schule verpflichtende Fortbildungspläne geben müsse. Interkulturelle Kompetenz sollte auch eine Voraussetzung sein für die Beförderung in Leitungspositionen. Die staatlichen Verwaltungen und Schulen müssen sich auf die Tatsache einstellen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist